Aktuelles aus Medizin und Forschung 


Amerikanische Studie zur Wirksamkeit von Ketamin bei Fatigue angelaufen

Die amerikanische Gesundheitsbehörde NIH rekrutiert aktuell Probanden für eine Studie zur Überprüfung der Wirksamkeit von Ketamin auf Erkrankungen mit Fatigue. Eingeschlossen sind unter anderem auch Patienten mit ME/CFS. In der Begründung der Studie wird von der NIH angeführt, dass Ketamin eine nachgewiesene Wirksamkeit auf die Fatigue bei Depression gezeigt hat. Nun soll in dieser Pilotstudie der Machbarkeitsnachweis erbracht werden, dass Ketamin auch bei anderen Formen der Fatigue incl. ME/CFS eine Wirkung entfalten kann. Der Abschluss der Studie ist für Ende 2023 geplant.

https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT04141696?cond=ketamine+fatigue&draw=2&rank=2

Hinweise des Praxisinhabers A.S.: Es besteht klinisch eine große Schnittmenge zwischen Long COVID und ME/CFS. Viele Long COVID-Patienten erfüllen auch die Diagnosekriterien für die ME/CFS. Es gibt grundlagenwissenschaftlich eine gute Rationale für den Einsatz von NMDA-Rezeptor-Antagonisten wie Ketamin bei diesen Erkrankungen, da i.R. beider Erkrankungen erhöhte zerebrale Glutamat-Konzentrationen sowie eine gesteigerte Aktivität der NMDA-Rezeptoren zu beobachten ist. (1)

1) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9028501/


Positive Effekte von L-Arginin und Vitamin C auf Symptome von Long COVID

Dezember 2022

Italienische Ärzte der Uniklinik Rom gingen der Frage nach, ob sich durch die Gabe von einer Kombination aus der Aminosäure L-Arginin und Vitamin C die Beschwerden von Long COVID Patienten verbessern lassen.

In der prospektiven, randomisierten und Placebo-kontrollierten Studie konnte bei den 46 Patienten im Therapiearm signifikante Verbesserungen im Bereich der Muskelschwäche, der Durchblutung und der Erschöpfung festgestellt werden.

Das Fazit der Forschungsgruppe war, dass die Supplementierung von L-Arginin und Vitamin C als mögliche Therapeutika eingesetzt werden könnte, um die Beschwerden von Long COVID Patienten zu verbessern.
 
doi: 10.3390/nu14234984 


Nachweis von Veränderungen im Gehirn von Long COVID Patienten

November 2022

Eine radiologische Forschungsgruppe konnte im Rahmen einer Vergleichsstudie mittels spezieller Techniken der Kernspintomografie Auffälligkeiten in Frontallappen und Hirnstamm von Patientinnen mit Long COVID im Vergleich zu gesunden Probanden nachweisen. 

Laut den Autoren sind durch diese Auffälligkeiten möglicherweise die Beschwerden der Patientinnen im Bereich der Sprache, der Aufmerksamkeit sowie die Störungen im Hormonsystem und des Schlafs zu erklären, da die betroffenen Gehirnareale für diese Funktionen verantwortlich sind.  

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/139063/Long-COVID-Forscher-berichten-ueber-MRT-Veraenderungen-im-Gehirn

Hinweis des Praxisinhabers A.S.:  

Viele Patientinnen mit Long Covid oder ME/CFS erfahren aufgrund fehlender Nachweise von Organveränderungen eine psychosomatisch orientierte medizinische Versorgung. 



Hinweise auf Veränderungen des Hormonhaushaltes bei Long COVID Patienten

Oktober 2022

Japanische Forscher der Universitätsklinik von Yokahoma gingen der Frage nach, ob es im Rahmen einer Long COVID Erkrankung zu Veränderungen im Hormonhaushalt kommt. 

In einer rückschauenden Datenanalyse von 186 ambulanten Long COVID Patienten zeigten sich Hinweise auf eine verminderte Bildung von Schilddrüsenhormonen und dem körpereigenen Cortisol aus der Nebennierenrinde. Bei besonders stark von Fatigue betroffenen Patientinnen waren erniedrigte Spiegel von Wachstumshormon nachweisbar. 

Das Fazit der Forscher war, dass Störungen im Hormonhaushalt, zumindest teilweise, bei der Erkrankung Long COVID eine Rolle spielen. 

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35491089/

Hinweis des Praxisinhabers A.S.:
Diese Befunde decken sich mit Erkenntnissen aus der eigenen Praxis und können therapeutisch nutzbar gemacht werden.